Ein Lehr- und Schreibstipendium für das Wintersemester 2025-26
Off University bittet um Vorschläge für einen 90-minütigen Beitrag zu ihrer Online-Vorlesungsreihe „Cities at War“. Diese Reihe wird gemeinsam von Wissenschaffenden aus von Krieg betroffenen Städten organisiert, die sich mit der Frage beschäftigen, wie militärische Konflikte und ihre Langzeitfolgen ihre Städte produziert und re-produziert haben. Wissenschaffende, die im vielfältigen Feld der Stadtforschung arbeiten und direkt vom Krieg betroffen, vertrieben und/oder auf der Flucht sind, können sich für ein Stipendium von 1200 GBP bewerben.
Die Beiträge zur Online-Vortragsreihe „Cities at War“ sollten einem gemeinsamen konzeptionellen Rahmen folgen: Ein Großteil der Stadtforschung zu Städten im Krieg erörtert in einem Atemzug die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf den urbanen Raum und die Militarisierung des urbanen Raums. Während wir zwar anerkennen, dass ähnliche urbane Formen entstehen können und miteinander verknüpft sind (z.B. durch Technologie), glauben wir nicht, dass die Militarisierung des städtischen Raums, die oft ein Ergebnis des „Krieges gegen den Terrorismus“ oder irgendeiner Variante davon ist, direkt mit der Erfahrung von Städten vergleichbar ist, deren Bewohnende einen Krieg oder bewaffneten Konflikt erleben oder kürzlich erlebt haben.
Indem wir uns auf die tatsächliche physische Zerstörung und Verwüstung konzentrieren (Navaro 2009), werden wir zunächst das Alltagsleben in einer Stadt im Krieg (Fawaz et al. 2012, Harb 2017) und die Praktiken und Strategien der Bewohner zur Bewältigung der Gegenwart und zum Schutz der kriegsbezogenen Erinnerungen in den Blick nehmen.
Zweitens wollen wir angesichts des sich abzeichnenden Kontinuums zwischen Krieg und Frieden in vielen Kriegs-/Konfliktstädten, das als eine „Praxis der kontinuierlichen Planung für den Krieg in Friedenszeiten“ (Bou Akar 2018) wahrgenommen wird, zu einem besseren Verständnis der Praktiken der Planung einer Stadt im Krieg und ihrer Wechselwirkung mit Prozessen des Wiederaufbaus (Sharp 2023), der Vertreibung, der Kommodifizierung und Musealisierung (Genç 2021) beitragen. Die zunehmend unscharfe „Trennung zwischen Krieg und Frieden“ (Sharp/Kelegama 2025) ist unser Fokus, wenn wir spezifische Städte im Krieg untersuchen.
Ein drittes Querschnittsthema ist die Auslöschung von Wissen, Kulturerbe und Erinnerung, die mit dem Krieg einhergeht, und zwar sowohl durch physische Zerstörung und den Verlust von Archiven und Aufzeichnungen als auch durch den Aufbau einer Nation, der häufig mit der Neuerrichtung von Städten und ihrer Geschichte nach Konflikten einhergeht.
Die Online-Vorlesungsreihe wird im Wintersemester 2025 (14 Wochen, Oktober 2025 – Februar 2026) auf der Online-Lernplattform der Off University durchgeführt. Ausgewählte Dozierende erhalten insgesamt 1200 GBP als Honorar für ihre Vorlesung und einen kurzen Artikel zum Thema der Vorlesung. Die Ergebnisse der Vorlesungsreihe werden zusammengestellt, bei einem runden Tisch aller teilnehmenden Wissenschaffenden Mitte Februar diskutiert und online veröffentlicht.
Neben der Vorlesung und des Artikels bieten wir im September eine eintägige Schulung zur digital sicheren und inklusiven Lehre an.
Die Online-Lernplattform Moodle von Off University bietet ein virtuelles Klassenzimmer mit Chat-Optionen, Video-Live-Streaming, virtueller Tafel, Dateiaustausch und einer ganzen Reihe von kollaborativen Lernaktivitäten. In den letzten sieben Jahren haben wir 80 interaktive Online-Kurse organisiert, die von Universitäten mit anerkannten ECTS-Punkten zertifiziert wurden.
Die Online-Vorlesungsreihe „Cities at War“ ist vom Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität akkreditiert. Alle regelmäßigen und erfolgreichen Teilnehmenden erhalten ein Zertifikat mit 3 ECTS-Punkten. Die Teilnahme an Off University steht allen offen, nicht nur den an einer Universität eingeschriebenen Teilnehmenden.
Die Online-Vortragsreihe wurde von der Urban Studies Foundation mit dem Seminar Series Award ausgezeichnet. Die Vorschläge werden von den Vertretern der Organisationen ausgewählt, die den Seminar Series Award erhalten haben: Off University, Humboldt Universität zu Berlin, Beirut Urban Lab, Rojava University und der Diyarbakır Association for the Protection of Cultural and Natural Assets (DKVD).
Bewerbungsvoraussetzungen für Stipendien:
- Politisch (1) verfolgt und/oder vertrieben und (2) arbeitslos und/oder in materieller Not sein
- Fähigkeit, einen 45-minütigen Vortrag in englischer Sprache zu halten und sich anschließend an der 45-minütigen Diskussion mit anderen Teilnehmenden und Studierenden zu beteiligen.
- Kursleitende sind verpflichtet, sich an den Ethikkodex von Off University zu halten, den Sie hier in auf Deutsch, Englisch und Türkisch finden.
Bewerbungsunterlagen für Kurse (auf Englisch)
Dieser Link führt Sie zu einem Fragebogen, in dem Sie gefragt werden:
- – Warum bist Du auf dieses Stipendium von 1200 GBP angewiesen? Eine kurze Erklärung zu Verfolgung, Vertreibung, materiellen Bedingungen und/oder Einwanderungsstatus (max. 500 Wörter)
- – Ein Titel und eine kurze Zusammenfassung für einen 45-minütigen Vortrag über Deine Stadt. Sie sollte einen Vorschlag für eine Lektüre von 10-15 Seiten in englischer Sprache enthalten, die Studierende und Teilnehmende der Vortragsreihe zur Vorbereitung lesen können. (max. 500 Wörter)
- – Vollständiger Lebenslauf mit detaillierten Angaben zur bisherigen Lehr- und Forschungserfahrung als PDF.
Bewerbungsprozess
Die Sicherheit der Stipendiat:innen hat für uns oberste Priorität. Deshalb speichern wir Deine Daten nur auf unseren eigenen Servern und kommunizieren nur auf sicheren Wegen mit Ihnen: Die Messaging-App Signal und Proton Mail. Um Dich über das Ergebnis Deiner Bewerbung zu benachrichtigen, hinterlasse bitte nur Dein Signal-Handle, die Nummer, die Du bei Signal benutzt oder eine Proton Mail Adresse.
Bitte beantworte den Fragebogen und laden HIER Deinen Lebenslauf hoch.
Bei Fragen erreichst Du uns auf unserem Proton-Mail-Account unter mail@offuniversity.org oder auf Signal mit dem Handle @offuniversity.17. Bitte beachte, dass aus Gründen der Vertraulichkeit die gesamte Kommunikation nur über Proton und Signal erfolgt.
Alle Bewerbungen sollten bis zum 3. August 2025 um Mitternacht (mitteleuropäische Zeit) eingereicht werden. Du wirst bis zum 13. August 2025 per Signal oder Proton Mail über das Ergebnis Deiner Bewerbung informiert.
Referenzen:
Navaro-Yashin, Yael (2009): Affective spaces, melancholic objects: ruination and the production of anthropological knowledge. Journal of the Royal Anthropological Institute 15(1): 1-18.
Fawaz, Mona, Mona Harb and Ahmad Gharbieh (2012): Living Beirut’s security zones: An investigation of the modalities and practices of urban security. City and Society 24(2): 172-195.
Harb, Mona (2017): Diversifying urban studies’ perspectives on the city at war. in: The City at War. Reflections on Beirut, Brussels and Beyond. https://www.ijurr.org/spotlight-on/the-city-at-war-reflections-on-beirut-brussels-and-beyond/diversifying-urban-studies-perspectives-on-the-city-at-war/ (last retrieved 12.02.2025)
Bou Akar, Hiba (2018): For the War Yet to Come: Planning Beirut’s Frontiers. Stanford University Press.
Sharp, Deen (2023): Reconstruction as violence and forced displacement in Syria. in: Karen Jacobsen & Nasim Majidi. Handbook on Forced Migration. Edward Elgar Publishing. pp. 285-292.
Genç, Fırat (2021)Ç “Governing the Contested City: Geographies of Displacement in Diyarbakır, Turkey.” Antipode 53 (6): 1682–1703.
Sharp, Deen and Kelegama Thiruni (2025): Call for Papers “Urbanisation of Conflict and Conflict Urbanisation Series”. https://www.urbanstudiesonline.com/callforpapers/the-urbanisation-of-conflict-and-conflict-urbanisation/ (last retrieved 12.02.2025)